Gibt es eigentlich auch Nachteile eines minimalistischen Lebensstils? Meine Antwort ist ganz eindeutig: jein! 😉
In meiner ersten Podcast-Episode habe ich über die Vorteile des Minimalismus geredet. Natürlich ist jeder Neustart auch mit Schwierigkeiten verbunden. Das ist bei einem minimalistischen Lebensstil nicht anders! Heute möchte ich mich vor allem auf die sozialen Nachteile des Minimalismus fokussieren. Los geht’s!
Soziale Nachteile des Minimalismus
Minimalistisch zu leben bedeutet momentan (noch) gegen den Strom zu schwimmen. Gegen das Bekannte. Gegen die Konsumgesellschaft. Gegen den Luxus. Das kann in vielerlei Hinsicht zu Unbehagen und Konflikten führen.
Wenn du dich dazu beschließt minimalistisch zu leben, musst du auch damit klar kommen anders zu sein. Und ich bin ganz ehrlich, das ist nicht jedermanns Sache!
Unverständnis des Umfelds
Anders zu sein bedeutet vor allem eines: Kritik im eigenen Umfeld!
“Deine Wohnung ist so steril, du brauchst wirklich ein bisschen Dekoration!”
“Wie kannst du dich nur von all den wichtigen Dingen trennen? Das ist doch viel zu Schade! Außerdem weißt du nie, wann du das noch brauchen könntest.”
“Möchtest du dir nicht mal wieder etwas Schönes kaufen? Gönn dir doch etwas!”
Kommen dir diese Sätze bekannt vor?
Vor allem die ältere Generation hat oft Probleme damit, einen minimalistischen Lebensstil nachzuvollziehen. Sie sind mit der Einstellung aufgewachsen, dass mehr Besitz gleich größeres Glück bedeutet. Dass es nun plötzlich umgekehrt sein soll, ist absolut unverständlich.
Dasselbe gilt für Menschen, die im Rad der Konsumgesellschaft gefangen sind. Luxus ist bequem und gut. “Ich mag meine Sachen und möchte mich nicht davon trennen. Warum soll ich mir also das Leben schwer machen?”
Tipp von mir: streite dich nicht mit solchen Menschen! Das ist verlorene Zeit und Energie.
Vor allem bei Menschen die einem Nahe stehen, kann es aber doch immer wieder zu Konflikten kommen. Das kann auf die Dauer sehr nervenaufreibend sein. In diesem Fall musst du wirklich konsequent Provokation vermeiden!! In der Praxis bedeutet das Folgendes:
Lass dich nicht provozieren. Steh zu deiner Meinung. Konzentriere dich auf Gemeinsamkeiten statt Ungleichheiten.
Und sei dir immer dessen bewusst: Menschen die dir Nahe stehen nörgeln in den meisten Fällen nur, weil sie sich um dich sorgen und dein Glück wollen! Mache ihnen also bewusst, dass du glücklich bist. Dann werden sie dich auch in Ruhe lassen 😉

Unwohlsein beim Besuch: Nachteil oder doch eher gewollt?
Spaß beiseite.
Ein minimalistischer Lebensstil äußert sich natürlich zum großen Teil in der Wohnung. Das kann gegebenenfalls für Besucher etwas unangenehm werden. Im schlimmsten (oder aber auch besten?) Fall bleiben Besuche ganz aus.
Die Einrichtung einer minimalistischen Wohnung ist auf eine Sache bestimmt nicht ausgelegt: Komfort. In unserer letzten Wohnung in Wien hatten wir einige Meditationskissen, zwei Sitzsäcke und ein paar Stühle, die in der Einrichtung inkludiert waren. Eine Couch gab es nicht. Genauso wenig ein Bett, denn wir schlafen auf dem Boden 😉 Wenn wir Besuch hatten, saßen alle um einen Couchtisch am Boden herum.
Abgesehen vom Wohnzimmer, spielen auch Utensilien in der Küche eine wichtige Rolle. Wie viele Teller, Tassen und Besteck besitzt du? Reicht es auch für Gäste? Lorenz und ich haben diese Problematik oft damit gelöst, dass wir Fingerfood angeboten haben.
Unsere Freunde hatten keine Probleme damit. Für ältere Leute war es aber natürlich nicht die bequemste Wohnung. Diese waren folglich einfach seltener zu Besuch.
Tatsächlich gibt es allerdings auch solche Menschen, die der Meinung sind, man müsse sich mit bestimmten Geräten ausstatten, falls sie auf Besuch kämen. Der Klassiker ist die Kaffeemaschine! Und ja, das habe ich bereits selbst erlebt und kenne es auch aus Erzählungen!
Ganz gleich wie, du wirst es niemanden komplett recht machen können! Das Wichtigste ist, dass du glücklich und zufrieden mit deiner Wohnung bist.
Gesellschaftliche Freizeitaktivitäten
Früher hast du dich vielleicht mit deinen Freunden beim Einkaufen oder im Café getroffen. Heute sind Shoppingtouren aus minimalistischer Sicht ein no-go und ob du wirklich € 4,- für einen kleinen Espresso ausgeben willst weißt du auch nicht…
Minimalismus schränkt also deine Freizeitaktivitäten ein!
Zumindest aus Sicht anderer Menschen. Denn nur weil du minimalistisch lebst, bedeutet das ja nicht, dass du nur in deiner Wohnung rumsitzen kannst!
Deine Freizeit wird sich einfach anders gestalten und entwickeln. Und selbstverständlich kann es dabei vorkommen, dass einige deiner Freunde und Bekannte folglich abspringen. Das ist anfangs sehr traurig und wird bestimmt als großer Nachteil empfunden. Andererseits gibt es dir jedoch die Möglichkeit, Gleichgesinnte kennen zu lernen, die dieselben Interessen haben wie du!
Schuld ist doch die Gesellschaft!
Soziale Nachteile sind natürlich nicht nur auf andere bezogen 😉 Einer der größten Schwierigkeiten mit denen ich anfangs zu kämpfen hatte, war mein heranwachsendes Bewusstsein für die “schlechte Gesellschaft”!
Mit der Entwicklung der Achtsamkeit wird dir vielleicht plötzlich klar, dass es in unserer Welt nicht ganz richtig zugeht. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Auf anderen Kontinenten werden Regenwälder abgeholzt und Massentierhaltungen betrieben, nur damit wir unser tägliches Schnitzel auf den Teller bekommen. Aber Hauptsache wir krönen uns mit dem Titel einer hochintelligenten Spezies!
Ja, wie du siehst habe ich eine sehr starke Meinung zu dem Thema 😉
Als Individuum habe ich mich dabei immer sehr machtlos gefühlt. Vielleicht geht es dir da ähnlich. Bei den meisten Menschen wird man mit solchen Aussagen anecken. Entweder sie machen sich keine Gedanken darüber oder sie wollen die Realität einfach nicht wahr haben. Ganz gleich was der Grund ist, der Umstand wird dich auf kurz oder lang sehr einsam machen.
Bis du aufhörst gegen die Gesellschaft anzukämpfen.
Es ist nicht möglich als Individuum die ganze Welt zu missionieren und die meisten Menschen wehren sich auch dagegen. Vergeude nicht deine Zeit und Energie damit, deinen Hass auf die Gesellschaft zu richten. Stattdessen konzentriere dich darauf was DU tun kannst und sei deinen Mitmenschen ein gutes Vorbild.
Keep it Simple!

Hattest du bereits mit Problemen durch deinen minimalistischen Lebensstil zu kämpfen? Wie bist du damit umgegangen? Erzähle mir gerne mehr in den Kommentaren!
Ein bisschen strange wirkt das schon auf meine Freundinnen, wenn ich ihnen erzähle, dass ich mir in diesem Jahr keine Bekleidung kaufen möchte. Oder meinen Umgang mit Kosmetika reduziere. Schlieplich ist dieses “Gönn’s dir!” ein scheinbar wichtiger Bestandteil der seelischen Gesundheitsfürsorge.
Andererseits möchte ich in allem, was ich tue, den gesunden Mittelweg finden. Und dann treffe ich mich gerne mit Freunden auf einen Drink und sei es auch nur ein völlig überteuerter Espresso. Denn nur, weil ich sparen möchte, müssen die es ja nicht tun.
LG
Sabienes
Ich verstehe total was du meinst! Habe letztens erst wieder in einer Insta Story die Frage gesehen, ob man sich hin und wieder etwas gönnt. Aber die Definition davon, sich etwas zu gönnen kann ja auch sehr individuell sein! Für mich wäre das zB zelten zu gehen 😉
Mit dem Mittelweg gebe ich dir natürlich recht! Wenn es für dich und deine Freunde so klappt, dann ist das ja toll!
GLG, Elisa
Danke, endlich jemand spricht darüber. Wir ( zur vierte) wohnen wir so minimalistisch und nachhaltig wie es mit Kinder geht, dazu oder eben weil ich 100% Hausmami bin. Also den Lohn muss man strecken. Die Grosseltern hätten sicher Veständnis gehabt ( Sie waren arme Leute, jetzt sind gestorben) . Schlimmer findet unsere Generation ( Ü 40). Sind viele auf Konsum konzentriert; Kleider, Kreuzfahrten, Konzerten. Einigen verstehen nicht, dass ich nicht zur Arbeit gehe (“ dann hätten wir mehr Geld!“……..echt? aber dann keine Zeit um meine Kinder selber zu erziehen…..und die erstaunen dass unsere Kinder So „gut erzogen“ sind). Einige sind tolle Kollegen von früher leider überschütten uns bei jeden Gelegenheit mit Spielzeuge……Das ältere Kind merkt langsam den Druck ( klar: unsere Ferien sind nicht über See oder mit dem Flieger sondern Camping mit Zelt). Naja, wie denken es sei den richtigen Weg; wie Pflanzen Gemüse im Garten, die Kinder sind froh und lernen nachhaltig zu leben. An alle die das selbe erleben, wünsche ich Euch viel Kraft.
Ich habe bisher zum Glück noch keine negativen Erfahrungen gemacht. Klar gehe ich auch nicht sehr hausieren damit ( weil ich gelernt habe dass das nichts bringt) aber wenn sich die Gelegenheit ergibt fällt schon das ein oder andere Wort darüber wie ich mein Leben verändere. Entweder ist man positiv überrascht und zeigt mir gegenüber Interesse oder es wird einfach als Tatsache so hingenommen. Selbst die Großeltern sind interessiert und begeistert. Weiterhin darf ich feststellen dass auch von den ” ich finde es gut dass du das machst aber für mich wäre das garnichts-menschen” immer häufiger Sätze fallen wie: ” ich hab mal ne Kiste gepackt kannst du sie mitnehmen? Du weißt doch wo die am besten aufgehoben sind.” Oder : “dies und jedes habe ich meinem Mann ausgeredet, man muss ja auch an unseren Fußabdruck denken, das steht doch in keinem Verhältnis!”
Also einfach Mal immer wieder darüber sprechen und somit die anderen unterbewusst anstecken. 😉