Nur ein vorübergehender Trend oder ein langfristiger Lebensstil mit Nutzen? In dieser Podcast Folge erkläre ich dir, was wirklich hinter dem Wort Minimalismus steckt 😉
Die letzten Wochen bin ich immer wieder mit dem Wort Minimalismus bei anderen angeeckt. Der Begriff führt in vielerlei Hinsicht zu Missverständnissen und um die Bedeutung meiner Inhalte zu erklären, musste ich immer ausschweifen. Klar, Sprache entwickelt sich weiter und in den letzten Jahren ist Minimalismus bestimmt auch Teil unserer Popkultur geworden.
Von diesem Trend möchte ich mich aber klar distanzieren und dir heute nochmal die anderen Seiten des Minimalismus aufzeigen 😉 Hier handelt es sich natürlich auch um meine sehr persönliche Definition des Minimalismus.
Minimalismus – Trend oder Lebensstil?
Wie viel darf ich besitzen?
Viele minimalistische Methoden, wie zB die bekannte Capsule Wardrobe, funktionieren so, dass nur eine bestimmte Stückzahl an Gegenständen einer Kategorie besessen werden “dürfen”. In der Vergangenheit bin ich auch auf viele Ausmist-Challenges gestoßen, bei denen xy Gegenstände aus diesem und jenem Bereich entrümpelt werden sollten. Davon halte ich prinzipiell nichts!
Meiner Meinung nach bedeutet Minimalismus zu lernen, was du im leben brauchst und dann dieses “Brauchen” nach und nach zu reduzieren. Je nach Beruf unterscheidet sich schließlich auch, was du privat besitzen musst. Ein Fotograf wird mit einem Objektiv nicht auskommen. Jemand, der nichts mit Fotografie zu tun hat, besitzt vielleicht nicht einmal eine Kamera. Damit Minimalismus wirklich einen Nutzen hat, muss eine mentale Umstellung erfolgen und das hat nichts mit einer Stückzahl zu tun sondern mit einem bewussten Lebensstil.
Wer hat mehr? Wer hat weniger?
Menschen tendieren leider immer zu Extremen – das betrifft auch den Minimalismus. Mir ist in letzter Zeit oft aufgefallen, wie Menschen auch in ihrem minimalistischen Lebensstil miteinander konkurrieren. Vorm minimalistischen Lebensstil wurde man nach Besitz bewertet, jetzt nach dem Auskommen mit möglichst geringem Besitz.
Meiner Meinung nach ist das nicht Sinn der Sache! Minimalismus soll schließlich befreien und dich aus dem Teufelskreis herausholen, nach deinem Konsumverhalten bewertet zu werden. Minimalismus ist kein Wettbewerb! Und wer tatsächlich den Sinn dahinter versteht, also bewusst zu leben und zu wissen was man braucht, der weiß das auch und hat es gar nicht nötig sich zu beweisen. Denn jeder Mensch ist unterschiedlich und braucht andere Dinge im Leben!
Modetrend Minimalismus
Mal ganz ehrlich: was zum Teufel ist das für eine Entwicklung? Es werden Designer Möbel produziert, die nach wenig aussehen und für wahnsinnig viel Geld verkauft werden. Die Wohnung soll durch diese minimalistische Inneneinrichtung so aussehen, als würde man wenig besitzen. Ähm, was?
Das Gute am Minimalismus ist doch, dass man die Möglichkeit hat sein Geld für etwas anderes als materielle Dinge auszugeben. Also z.B. für Aktivitäten, Hobbies und Zeit mit Familie und Freunden. Warum solltest du also plötzlich wieder eine riesige Summe in Gegenstände investieren, die du so gesehen gar nicht brauchst? Das verfehlt meiner Meinung nach komplett den Sinn eines minimalistischen Lebensstils.
Nur Reiche Menschen können sich Minimalismus leisten
Das ist ein Thema, das mir immer wieder unter kommt. Passend dazu habe ich letztens ein tolles Zitat in einer Gruppe gelesen:
“Früher war ich arm, jetzt bin ich Minimalist”
Die Frage lautet meiner Meinung nach eher, wie man Armut definiert. Sowohl laut deutscher als auch österreichischer Definition leben Lorenz und ich in Armut. Aus unserer Sicht haben wir allerdings genug Geld, um uns alles leisten zu können was wir wollen – was eben nicht unbedingt viel ist 😉 Als wir noch in Wien gelebt haben, sind wir mit € 1.000,- im Monat gut ausgekommen. Mit der Geburt unserer Tochter haben sich die Kosten dann ungefähr um € 200,- pro Monat erhöht. Klar gibt es immer Menschen die wesentlich “ärmer” sind. Das sollte dir lediglich als Inspiration dienen um die obere Frage zu beantworten. Also was meinst du, können sich nur reiche Menschen Minimalismus leisten? 😉
Persönlich oder Steril?
Die meisten Bilder minimalistischer Wohnungen, die ich zu Gesicht bekomme, sind einfach weiß und besitzen vielleicht einen dezenten Farbakzent. Deko ist kaum vorhanden und wenn doch, dann ist diese eher unpersönlich. Ja, im Gegensatz dazu besitzt ein Großteil der Menschen viel zu viel unnötigen Schnick Schnack in der Wohnung. Aber muss sie deswegen gleich steril aussehen?
Ich persönlich finde, dass Minimalismus auch Persönlichkeit haben darf. Schließlich wollen wir uns in unserer Wohnung ja auch noch wohlfühlen! Wir müssen nicht gleich Roboter werden, die alle im selben Stil wohnen und leben. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch mehr als in Ordnung, wenn du dich in einer sterilen Wohnung wohl fühlst 😉
Minimalismus in Familien – ist das möglich?
Zu diesem Thema habe ich bereits eine ausführliche Podcast Folge gedreht. Hier möchte ich dir einfach nochmal die wichtigsten Punkte zusammenfassen. Die größte Rolle in einem minimalistischen Kinderzimmer spielt wohl das Spielzeug. Hier möchte ich dir erneut die Unterscheidung zwischen Spielzeug und Zeug zum Spielen erklären. Letzteres ist nämlich für die Entwicklung des Kindes äußerst wichtig, Spielzeug hingegen nicht. Spielzeug hat immer eine bestimmte Funktion und kann nur als diese ausgeführt werden. Das schränkt die Kreativität von Kindern ein und fördert das sogenannte Schubladendenken.
Das beste Beispiel für Zeug zum Spielen wären Bauklötze. Ob diese nun ein Auto, einen Baum, etwas zu essen oder ein Tier darstellen bleibt ganz der Kreativität des Kindes überlassen. Kinder sind aber auch mit Alltagsgegenständen wie Schlüsseln, Geldbörsen, Flaschen, Töpfen, etc. überaus zufrieden! Wenn du das Kinderzimmer also ein spielzeugfreies gestalten möchtest – was absolut in Ordnung ist-, dann musst du deinem Kind unbedingt Alternativen anbieten.
Der komplette Kreativbereich (Malen, Basteln, Lesen, usw.) gehört natürlich nicht in die Kategorie Spielzeug und ist sehr wichtig für Kinder!
Also was jetzt? Trend oder Lebensstil?
So blöd es klingt, ich glaube das Wort Minimalismus wurde durch den Trend etwas durch den Dreck gezogen. Der Kerngedanke besteht weiterhin und wenn du tatsächlich einen langfristigen Nutzen daraus ziehen willst, dann bleibt dir ohnehin nichts anderes übrig, als dir einen minimalistischen Lebensstil anzueignen.
Aufgrund der vielen Missverständnisse in der Vergangenheit habe ich beschlossen, den Begriff Minimalismus zukünftig mit Vorsicht zu genießen! Stattdessen werde ich Schlagworte wie Loslassen, Ordnung und bewusst Leben verwenden. Letztendlich wird der Minimalismus trotzdem weiterhin Teil meines Projekts bleiben 😉
Keep it Simple!
Was verstehst du persönlich unter Minimalismus? Siehst du das ganze anders? Erzähle mir gerne davon in den Kommentaren! Nächste Woche geht es mit dem Thema Achtsamkeit und Stress weiter!
Ich finde sie haben es auf den Punkt gebracht! Es sollte kein Vergleich und Wettbewerb geben. Ich fange erst damit an auszumisten und mir langsam bewusst zu werden, wieviel unnötigen Ballast ich doch besitze. Ich habe schon soviel gelesen, um mir immer einen Schubs zu geben bzw nach Beispielen gesucht, war aber immer deprimiert, weil ich das Gefühl immer hatte, immer noch nicht in dieses “minimalismus ” reinzupassen. Zumal ich am Anfang stehe und dazu Mann + 2kinder habe, die eben noch nicht angesteckt mit dem minimalismus-fieber. Allerdings sieht mein Mann erste Erfolge und ich natürlich auch. Aber ich hatte immer das Gefühl nicht fertig zu sein durch andere Beiträge. Sie Allerdings geben mir Hoffnung. Es ist das erste mal, dass ich das Gefühl habe, es richtig zu machen.
Danke für deine Sichtweise und Berichte.