In der ersten Folge unseres Podcast wollen uns unserem Körper und Geist widmen und damit einer Frage, die gleichzeitig als Einleitung für alles Folgende dient, aber auch für sich genommen sehr wichtig ist. Diese Frage ist: Warum können wir eigentlich glücklich und unglücklich zugleich sein?
Anhand dieser Frage wollen wir dir praktisch zeigen, wie wir diesen Podcast aufbauen und wie es aussieht, wenn wir aus zwei verschiedenen Perspektiven – nämlich aus Sicht der buddhistischen, als auch der westlichen Psychologie – auf uns selbst schauen und unser Wesen ergründen.
Wie beeinflussen Körper und Geist unser Inneres?
Ein Beispiel für das Paradox zwei unterschiedliche Dinge gleichzeitig zu fühlen ist folgende Situation:
Wir kommen gestresst von der Arbeit nach Hause oder haben es gerade geschafft die schreienden Kinder ins Bett zu befördern. Jetzt setzten wir uns erschöpft auf die Couch und sehen, dass da noch eine halbe Schokolade liegt. Wir sind zwar gestresst und erschöpft und sehnen uns nach einem kleinen Bissen, wissen aber gleichzeitig auch, dass Schokolade ungesund ist und wir ja eigentlich auch ein oder zwei Kilo abnehmen sollten. Trotzdem können wir unserer Hand dabei zusehen, wie sie nach der Schokolade greift und schon haben wir einen Bissen im Mund. Das schmeckt super und wir fühlen uns besser, aber gleichzeitig hassen wir uns für unsere Schwäche und fühlen uns schlecht.
Wie ist es möglich, dass wir uns gleichzeitig gut und schlecht fühlen können? Wie kann es sein, dass wir Entscheidungen treffen, obwohl wir sie bewusst gar nicht treffen wollen?
Unser Gehirn will nicht aus seiner Komfortzone
Eine vereinfachte Erklärung ist erst mal diese: wir sind nicht einfach nur eine Person, die ausschließlich miteinander vereinbare Wünsche in sich trägt. Du könntest es dir eher so vorstellen, dass du verschiedene Anteile in dir trägst, die unterschiedliche Bedürfnisse haben und dadurch regelmäßig in Konflikte geraten. Diese Anteile werden wir uns noch genauer in einer anderen Podcast-Folge ansehen. Heute wollen wir uns aber auf einen ganz bestimmten Teil in dir konzentrieren.
Wir als Menschen haben nämlich eine ganz besondere Eigenschaft entwickelt, die uns von allen anderen Lebewesen unterscheidet. Wir haben ein Bewusstsein. Obwohl dieses Bewusstsein auf irgendeine noch immer ungeklärte Weise von unserem Gehirn produziert bzw. gestützt wird, hat es doch ein getrenntes Eigenleben vom Körper selbst. Wenn wir auf der Suche nach Selbstverwirklichung und Glück sind, müssen wir beachten, dass wir diese beiden Teile unseres Daseins, also die körperliche und die geistige, zufrieden stellen. Das Problem ist, dass diese beiden Teile oft ganz unterschiedliche Dinge wollen.
Vereinfacht ausgedrückt hat unser Gehirn die Funktion unser Überleben zu sichern. Vielleicht kennst du solche Situationen, in denen du etwas Neues ausprobieren möchtest und dann ganz plötzlich eine große Überwindung nötig wird und eine innere Stimme in dir sagt: „Lass es lieber bleiben, das ist zu anstrengend!“ Das ist (wieder vereinfacht gesagt) dein Gehirn, dass in der Komfortzone bleiben möchte, weil es hier weiß, dass es für dich sicher ist. Neues kann immer eine Gefahr bedeuten und somit eine Stressreaktion im Körper auslösen.
Der Geist strebt nach mehr!
Sollten wir aber trotzdem dem Bedürfnis nachgehen und uns zu dieser neuen Sache hinreißen lassen (welcher Anteil dafür verantwortlich ist, wirst du gleich erfahren), dann bewertet das Gehirn sofort, ob wir diesen neuen Herausforderungen gewachsen sind oder ob eine potenzielle Gefahr besteht. Je nach Bewertung springen dann unterschiedliche Reaktionen und Mechanismen an, die wir uns zu einem späteren Zeitpunkt genauer anschauen werden.
Wichtig für dich ist für den Moment erst mal, dass du dir dein Gehirn wie ein Wachposten vorstellen kannst, dessen höchste Aufgabe es ist dich am Leben zu halten.
Unser Geist, den wir normalerweise Bewusstsein nennen, möchte allerdings nicht nur überleben. Dieser Teil von uns ist nicht auf jahrtausendelange Evolution angewiesen. Unser Geist ist frei und unheimlich formbar. Wenn wir nicht aufpassen und ihn nicht bewusst trainieren, formt er sich allerdings sehr schnell in Gebilde, die unsere Glückssuche ganz erheblich behindern können.
Ich habe mit dem Buddhismus eine ganzheitliche, fast wissenschaftliche und trotzdem relativ leicht verständliche Erklärung für die Funktionsweise unseres Geistes gefunden. Entgegen der weitverbreiteten Meinung ist der Buddhismus nämlich keine Religion, die irgendein blindes Vertrauen benötigt. Er ist einfach eine Analyse unserer menschlichen Natur, lebensnah und daher sehr verständlich. Dabei wird der Körper und dessen Bedürfnis so lange wie möglich zu leben zwar nicht außer Acht gelassen, aber das blanke Überleben nicht mit Glück, geschweige denn einem Lebenssinn in Verbindung gebracht.
Was hat das jetzt mit unserem Bedürfnis nach Schokolade zu tun?
Wie lässt sich das jetzt auf unser Schokoladen-Beispiel vom Anfang anwenden?
Gehen wir hier nochmal zurück zu deinem Gehirn. Stell dir hier gerne die Situation ganz bildlich vor, wie du gestresst zuhause ankommst und einfach nur platt und erledigt bist. Dein Körper zeigt hier bereits eine klare Überforderung durch den Stress. In der Bewertung deines Gehirns bist du gerade da angelangt, wo überprüft wird, ob du die Situation bewältigen kannst oder nicht.
Ein wichtiger Faktor hierfür sind deine sogenannten Ressourcen, also Dinge, die dich schnell wieder in die Entspannung bringen können. Das kann z.B. ein Spaziergang im Wald sein, Sport, eine kurze Atemübung – oder eine Kompensationsstrategie wie eben ein Stück Schokolade sein. Hier greift dein Gehirn auf bisherige Erfahrungen zurück und hat sofort den Impuls die entdeckte Schokolade zu essen. Beim ersten Bissen werden Endorphine ausgeschüttet, du fühlst dich glücklich und das Gehirn bekommt die Bestätigung, dass dir die Schokolade als Schein-Ressource geholfen hat.
Dein Bewusstsein hängt zwar wie gesagt mit dem Gehirn zusammen, aber es kann die Welt auf eine ganz andere, sogar sehr abstrakte Weise sehen. In diesem Fall bekommen wir sehr wohl mit, dass die Schokolade uns schmeckt und einen Kick gibt, aber gleichzeitig können wir uns wie von außen beobachten. Eine Fähigkeit, die unseren Instinkten verwehrt ist. Von außen betrachtet, als würden wir neben uns stehen und auf uns herunterschauen, denken wir vielleicht: „Dieser Waschlappen, kann sich aber auch gar nicht am Riemen reißen. Es gibt wirklich bessere Dinge als Schokolade zu mampfen“.
Dieser Gedanke führt natürlich dazu, dass wir Scham oder etwas Ähnliches verspüren, was keine sehr angenehme Emotion ist. Und schon sind wir zufrieden und gleichzeitig unzufrieden mit unserer Zufriedenheit.
So geht es weiter
In den kommenden Folgen werden wir uns damit beschäftigen, wie wir sowohl unser Gehirn, als auch unseren Geist trainieren können, damit beide am selben Strang ziehen. Innerlich auf diese Weise vereint ist es uns endlich möglich, die widersprüchlichen Bedürfnisse, die in unserem untrainierten Leben, zwischen Körper und Geist liegen, zu überwinden. Dabei wirst du sehr schnell Merken, dass es immer nur du selbst warst, der dir im Weg stand. Niemand anders auf der Welt hat wirklich irgendeine Macht über dich.
Wir freuen uns, wenn du nächsten Freitag wieder vorbeischaust und wünschen dir bis dahin eine schöne Zeit!