Meditation ist mit dem Buddhismus unzertrennlich verbunden. Für die meisten ist es fast schon ein Synonym. Warum beschäftigt sich der Buddhismus denn eigentlich so intensiv damit? Und wie funktioniert das ganze überhaupt? Diese Fragen wird Lorenz in dieser Folge beantworten.
Was ist Meditation?
Meditation ist ein riesiger Bereich mit unwahrscheinlich vielen Arten. Alleine im ursprünglichsten Buddhismus gibt es schon 40 verschiedene. Mittlerweile geht die Zahl wohl in die hunderte. Zu sagen ein Buddhist meditiert stimmt also, ist aber sehr schwammig.
Das ist in etwa so als würde man sagen, ein Handwerker benutzt einen Schraubenschlüssel. Macht Sinn, sagt uns aber nicht, ob er damit ein Auto repariert, ein Fahrrad zusammenbaut oder nachts ein Fenster einschlägt um einen Fernseher zu klauen. Genauso lässt sich auch Meditation nicht einfach generalisiert beschreiben. Es gibt Meditationen, die auf verschiedenste Weise alles mögliche behandeln können. Manche Themen sind dabei hilfreicher als andere. Um nur ein Beispiel zu nennen, ist Tantra, wie es bei uns Verbreitung gefunden hat, eine Meditationsart, die zu besserem Sex verhelfen soll. Das ist auch Meditation, nur eben eine Art, die ein Buddhist auf diese Weise niemals in Betracht ziehen würde.
Meditieren für mehr ….. ?
Wir können also meditieren, um eine bessere Leistung als Liebhaber zu erreichen. Wir können auch meditieren um belastbarer in unserem Job zu werden und damit mehr Geld zu verdienen. Wir könnten, wenn wir so geneigt sind, sogar meditieren, um unseren Hass auf die Schwiegermutter zu schüren.
Meditation ist eine Übung, die mit unseren Gedanken und Einstellungen arbeitet. So wie wir im Fitnessstudio speziell unseren Bizeps trainieren können, können wir bei der Meditation speziell gewisse Charaktereigenschaften trainieren oder abtrainieren.
Der Buddhismus befasst sich stark mit unserer menschlichen Natur und wie wir unser Denken und Handeln anpassen müssen, um so glücklich wie möglich zu leben. Dafür sind normalerweise recht viele Änderungen von unserem alltäglichen Leben und Denken nötig. Dafür wird im Buddhismus die Meditation verwendet: als Werkzeug für das Training unseres Geistes.
Damit wir effektiv meditieren können, um wirklich glücklich zu werden, brauchen wir dementsprechend erst einmal das Wissen, was wir dafür ändern müssen. Die Antwort darauf gibt der Buddhismus. Das Mittel diese Änderung zu bewerkstelligen, ist die Meditation.
Manche Einstellungen sind aber auch ohne das Wissen der buddhistischen Lehre offensichtlich vorteilhaft.
Als Beispiel werde ich hier das Mitgefühl nehmen. Das ist eine wichtige buddhistische Meditation und offensichtlich eine gute Eigenschaft. Anhand dieser Meditation erkläre ich, wie auch die meisten andere Meditation funktioniert.
Die Meditationshaltung
Wir starten das ganze mal mit der Körperhaltung. Es gibt verschiedene Möglichkeiten dabei: liegend, sitzend, gehend und auch, wie bei Yoga, während einer sportlichen Aktivität. Für die Meditation für Mitgefühl bietet sich die sitzende oder liegende Meditation am besten an. Also suchen wir uns einen gemütlichen Platz und begeben uns in eine angenehme und stabile Position. Nun können wir mit der richtigen Arbeit beginnen. Wir schließen die Augen und konzentrieren uns auf das gewählte Thema, Mitgefühl in diesem Beispiel.
Die Meditation
Bei dieser Meditation nehmen wir einen Bekannten, den wir mögen, der gerade eine schwere Zeit durchlebt. Falls es so jemanden in unserem Leben gibt.
Falls wir niemanden kennen, dem es gerade schlecht geht, stellen wir uns nicht so eine Person vor, sondern suchen stattdessen jemanden, der unheilsame Handlungen begeht. Dafür ist das Verständnis des Buddhismus und der Bedeutung von „unheilsam“ wichtig. Denn auch wenn jemand nach außen hin glücklich wirkt, ziehen unheilsame Taten immer Unglück mit sich. In der Folge, in der ich über Karma geredet habe, gibt es in dieses Thema einen kleinen Einblick.
Nun rufen wir Mitgefühl für diese Person hervor, indem wir denken: „Diese Person erfährt gerade Leid. Wäre sie doch nur davon befreit.“ oder so ähnlich.
Mit der Zeit wird dieser Gedanke sich in uns festsetzen und mit genug Wiederholung sehr stark werden. Bei jemandem den wir sowieso gern haben, sollte uns das relativ leicht fallen.
Haben wir auf diese Weise Mitgefühl entwickelt, nehmen wir dieses als Fokus und übertragen es auf andere Personen. Dabei nehmen wir als nächstes eine neutrale Person, zum Beispiel einen Arbeitskollegen. Nun versuchen wir den Wunsch, das die Person, die wir sowieso schon mögen, glücklich sein soll, auf den Arbeitskollegen zu übertragen. Das machen wir so lange, bis wir den Wunsch gleich stark für beide Personen verspüren. Danach geht es weiter, denselben Wunsch auf eine unliebe Person zu übertragen. Den Chef, nervigen Nachbarn oder sonst jemanden, den wir persönlich nicht leiden können. Als letztes erweitern wir den Bereich auf alle Lebewesen.
Was die Meditation in uns ändert
Wenn wir diese Meditation korrekt entwickeln, ergeben sich mehrere Folgen.
Erstens werden wir durch dieses allgegenwärtige Mitgefühl zu angenehmen Gesprächspartnern, denen sich andere gerne anvertrauen.
Zweitens haben wir selbst weniger mit unangenehmen zornigen Gedanken zu kämpfen, die unsere eigene Stimmung vermiesen.
Drittens werden wir vom Leid unserer Mitmenschen nicht mehr selbst auf leidvolle Weise betroffen. Wir können uns mit einem Mülleimer ohne Boden vergleichen, offen für alles Leid aber ohne, dass dieses irgendwas in uns zurücklässt.
Mit genügend Wiederholungen werden wir aber jeden Gedanken, den wir gerne denken würden, verinnerlichen und jeden, den wir nicht denken wollen, verbannen können. Das ganze dauert eine Weile. Wir bekommen ja aber auch kein Sixpack über Nacht. Mit ein paar Sit-ups pro Tag können wir allerdings nach einem Monat schon was erkennen.
Die Funktion der Meditationen
Was können wir nun aus diesem Beispiel herausholen?
Meditation ist ein Werkzeug, das wir sehr vielseitig einsetzen können. Wir müssen uns einen unserer Charakterzüge aussuchen, mit dem wir unzufrieden sind und können direkt daran arbeiten. Mehr Mitgefühl? Weniger Wut? Mehr Selbstvertrauen? Bessere Stressresistenz?
Für jedes Thema gibt es eine passende Meditation. Natürlich liegt es in unserer Verantwortung heraus zu finden, welche unserer Charaktereigenschaften die sind, die uns tatsächlich unglücklich machen. Es bringt relativ wenig zu meditieren um statt 40 Stunden, 48 Stunden die Woche arbeiten zu können. Das können wir zwar machen, es würde unser Leben aber vermutlich nicht viel verbessern.
Meditation ist sozusagen das Fitnessstudio für unseren Geist. Wir können gezielt trainieren, um bestimmte Eigenschaften zu stärken, oder um allgemein fitter zu werden. Zusätzlich dazu müssen wir dann aber auch entscheiden, ob stark werden wollen um andere zu vermöbeln oder um ihnen eine Schulter zum anlehnen geben zu können.