Weihnachten kommt und damit auch traditionell die ersten Gedanken zu den guten Vorsätzen fürs neue Jahr. In dieser Podcast-Folge geht es darum die buddhistische Lehre zu benutzen um unsere Vorsätze auch wirklich einzuhalten.
Nach dem wir in den letzten Folgen ein bisschen die Grundlagen durchgearbeitet haben, fange ich jetzt in der dritten Folge damit an, tatsächlich auf das Thema Lebenssinns Finden und Erreichen einzugehen. Dafür frage ich mich, warum fällt es uns so schwer gute Vorsätze einzuhalten?
Gute Vorsätze fürs Jahr, gute Vorsätze fürs Leben
Das neue Jahr steht vor der Tür und es ist Tradition sich dafür gute Vorsätze auszudenken. Die Frage passt daher sehr gut in diese Zeit, ist aber generell das ganze Jahr von Bedeutung. Nicht nur wenn wir Silvester feiern nehmen wir uns vor, gewisse Bereiche unseres Lebens zu ändern. Wenn wir uns ein Ziel für unser Leben gesetzt haben, müssen wir auch darauf hinarbeiten und meistens gewisse Verhaltensweisen ändern. Auch da fällt es uns oft schwer, unsere guten Vorsätze auch wirklich einzuhalten.
Im Buddhismus wird dieses Problem einer grundsätzlichen Eigenschaft unseres Geistes zugeschrieben: der Anhaftung. Dieser unheilsame Geisteszustand verhindert es oft, dass wir uns entwickeln können. Mit Anhaftung ist gemeint, dass wir an Besitz, Einstellungen, Ansichten, usw. hängen bleiben und uns nicht davon trennen wollen. Wenn es extrem wird, können wir uns nicht mehr davon trennen, selbst wenn wir es eigentlich wollten.
Wenn wir mal in unseren Keller schauen werden wohl viele direkt sehen was ich meine. Die Kiste voller Schrauben wird schon irgendwann nochmal nützlich sein und das Kleid, dass seit fünf Jahren niemand getragen hat, ist doch trotzdem so praktisch, dass es schade wäre es wegzugeben.
Je nach dem, was für Vorsätze wir uns nun also setzen, kann es uns leichter oder schwerer fallen diese einzuhalten, umso stärker wir an den Verhaltensweisen anhaften, die wir dadurch aufgeben müssten. Natürlich machen besonders Neujahrsvorsätze wenig Sinn, wenn sie nicht auch fühlbar etwas ändern. Deswegen nehmen wir uns meist recht ambitionierte Ziele für das nächste Jahr:
- Gesünder ernähren (31%)
- Mehr Sport treiben (30%)
- Mehr sparen (19%)
- Umweltbewusster handeln (16%)
Das ist die Hitliste der guten Vorsätze 2022 laut Google. Das sind Änderungen im Alltag, die nicht zu unterschätzen sind.
Wie wir die Motivation behalten
Elisa erklärt nächste Woche ein paar praktische Vorschläge zum Umsetzen guter Vorsätze. Ich möchte jetzt erklären, wie wir uns der buddhistischen Lehre bedienen können, um den Widerstand zu überwinden, der in uns erscheint, wenn wir unsere Verhaltensweisen ändern wollen und das nicht so recht klappen möchte. Dazu nehme ich als Beispiel einen der beliebtesten Neujahrsvorsätze: Mehr Sport treiben.
Im Buddhismus ist sozusagen Meditation der gute Vorsatz, bei dem es oft schwierig ist, ihn dauerhaft einzuhalten und in den Alltag zu integrieren. Einige der Anweisungen dafür können wir daher auch auf andere gute Vorsätze übertragen. Für unser Beispiel des Neujahrsvorsatz, mehr Sport zu treiben, können wir das sogar eins zu eins machen.
Sowohl bei der Meditation, als auch bei dem Vorsatz Sport zu treiben, können uns die sogenannten Hemmungen in die Quere kommen. Davon gibt es laut Buddhismus fünf Stück: Sinneslust, Übelwollen, Starrheit und Mattheit, Aufgeregtheit und Reue und zuletzt Zweifel.
Jedes einzeln im Detail zu untersuchen würde den Rahmen des Podcasts sprengen, deswegen nehme ich die, bei unserem Beispiel am wahrscheinlichsten auftretende Hemmung: die Starrheit und Mattheit. Das bedeutet, dass unser Geist auf die eine oder andere Weise unflexibel geworden ist. In Form der Starrheit, weil wir uns an einen Lebensstil gewöhnt haben, den wir nicht ohne weiteres ändern wollen oder können. In Form der Mattheit, dass wir einfach keine Lust haben und uns, zumindest zu dem Sport, nicht motivieren können.
Natürlich gibt es im Buddhismus mehrere Möglichkeiten, wie wir dieses Problem überwinden können. Die Reihenfolge ist dabei so gewählt, dass die sanfteste Methode zuerst vorgeschlagen wird und die aggressivste erst als letzte Option.
Elisa schimpft oft, dass ich ein zu großer Fan der Holzhammermethode sei. Verständlicherweise ist dieser Zugang zur Problemlösung aber nicht für jeden geeignet.
Unsere Hemmungen überwinden
Der sanfteste Weg mit einer der Hemmungen umzugehen, ist die Meditation. Vielleicht kann ja die Meditation zusätzlich zum Sport gleich ein zweiter guter Vorsatz werden und wir können zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Im Falle der Starrheit und Mattheit hilft die Meditation mit dem Licht-Kasina. Das bedeutet ganz grob, sich als Fokus für die Meditation einen Ball aus puren Licht vorzustellen. Mehr dazu kannst du in unserem Meditationsworkshop erfahren, der in regelmäßigen Abständen stattfinden wird. Ansonsten kann auch ein achtsamer Spaziergang helfen – umso besser wenn dieser achtsame Spaziergang direkt beim Fitnessstudio endet.
Wenn dafür die Motivation fehlt, ist das nicht so schlimm, wir haben noch mehr Optionen im Repertoir.
Der nächste Schritt wäre bewusst ein gewisses Schamgefühl zu erzeugen. Das sollte natürlich auf keinen Fall zum Selbsthass oder Minderwertigkeitsgefühlen führen. Hier müssen wir wirklich sehr vorsichtig sein und sollten bei Zweifeln lieber eine der anderen Möglichkeiten ausprobieren. Es geht lediglich darum, sich auf diese Art zu motivieren, mehr nicht. Wir könnten zum Beispiel einen inneren Dialog mit unserem Zukunfts-Ich führen und uns von diesem motivieren lassen, warum wir da gerade herumsitzen anstatt uns ein bisschen zu bewegen.
Wenn auch unser Zukunfts-Ich uns nicht zum Sport treiben bringt, ist der nächste Schritt die Ablenkung. Wenn wir jetzt eigentlich Sport machen sollten und nicht wollen, liegt dem irgendein Gedanke zu Grunde. Von diesem Gedanken können wir versuchen uns Abzulenken. Zum Beispiel könnten wir irgendwie zur Garderobe schlurfen, unsere Schuhe anziehen und dann ein Hörbuch anmachen oder irgendwas auf YouTube schauen. Darauf konzentrieren wir uns dann so gut es geht, bis wir dann beim Fitnessstudio stehen. Wenn wir dann schon da sind können wir auch wirklich schon bleiben.
Falls das nichts ist, ist das genaue Gegenteil der nächste Versuch. Wir überlegen welcher Gedanke dafür verantwortlich ist, das wir nicht in die Gänge kommen und untersuchen diesen ganz genau. Wo kommt er her? Warum ist er da? Und am wichtigsten, was hat er für Folgen für uns?
Sollte auch das nicht zum gewünschten Ergebnis führen, gibt es im Buddhismus nur noch eine Möglichkeit, die guten Vorsätze doch noch durchzusetzen. Das ist die unsanfteste Lösung zum Überwinden einer Hemmung. Das bedeutet natürlich nicht, das sie schlecht ist. Aber wir sollten immer versuchen erst mal eine der sanfteren Methoden auszuprobieren. Die letzte Möglichkeit ist unseren matten oder starren Geist mit reiner Willenskraft zu verdrängen. Dabei packen wir diesen Teil unseres Geistes sozusagen beim Schopf und schmeißen ihn aus dem Bereich unserer Wahrnehmung.
Dieses buddhistische Mentaltraining kann problemlos mit den praktischen Tipps, die Elisa nächsten Freitag gibt kombiniert werden und so zu ziemlich großen Erfolgschancen führen.
Wir freuen uns, wenn du nächsten Freitag wieder einschaltest und wünschen dir bis dahin eine schöne Zeit!